IHK Wirtschaftsreport zu Gast
Wahre Werte schaffen mit Naturstein
Länge GmbH - Text: Brigitte Wambsgans - Fotos: Heiner Morgenthal
Seit Jahrtausenden arbeiten Handwerker und Künstler mit dem in Jahrmillionen gewachsenen Naturstein. Sie bauen und gestalten damit Gebäude und Objekte von zeitloser Schönheit und (nahezu) ewiger Haltbarkeit. „Naturstein hat Seele und ist ein Stück wertvoller Natur“, betont Uwe Werthebach, der gemeinsam mit seinem Bruder Dirk die Geschäftsführung der Siegener Länge GmbH inne hat. Der Spagat zwischen bewährter Handwerkskunst und der Nutzung neuer Technologien ist gelungen:
Die derzeit verantwortliche Generation hat das traditionsreiche Unternehmen unter anderem mit einem innovativen Konzept zur Treppenrenovierung in eine neue Ära geführt.
Sichtbar wird diese Philosophie auch durch das Logo und die dazugehörigen Claims, mit denen das Unternehmen nach außen auftritt: „Werthebach – die Meister für Wohnen mit Wert“ und „Werthebach – die Meister für Grabkunst mit Wert“. Zu diesen Versprechen inspirierte natürlich auch der Familienname, erläutert Uwe Werthebach mit einem Augenzwinkern: „Da steckt das Wort ,Wert‘ ja schon drin.“ Die juristisch korrekte Firmierung Länge GmbH werde nur noch auf offiziellen und rechtlich relevanten Dokumenten geführt. Der vor 120 Jahren von Werner Länge gegründete Steinmetz-Betrieb ist seit 1969 in den Händen der Familie Werthebach. Heute noch befindet sich der Sitz auf der Siegener Eintracht. Das historische Meisterhaus mit seiner einzigartig kunstvoll gestalteten Naturstein-Fassade und dem imposanten, in Stein gemeiselten „Deutschen Michel“ in der Rundgaube steht auf einem 6.500 m2 großen Gelände direkt am idyllischen Siegufer und in der Nähe der Autobahnauffahrt Siegerlandhalle.
Die hochmodernen Präzisionsmaschinen in den Werkstattgebäuden zeigen, dass der Steinmetzbetrieb weit über den Standard hinaus für die Zukunft gerüstet ist. Hier entstehen aus riesigen Natursteinplatten – von Granit über Marmor und Sandstein bis zum Schiefer – präzise Maßanfertigungen für hochwertige Treppen, Hauseingänge, Küchenarbeitsplatten oder anspruchsvolle Badgestaltung. Uwe und Dirk Werthebach haben die Lange GmbH 2009 übernommen. Sie gingen gut vorbereitet an den Start: Dirk Werthebach absolvierte seine Ausbildung als Steinmetz in Hessen und schloss sie 1994 als Kammersieger in Frankfurt ab. Einige Jahre später bestand er auch seine Meisterprüfung zum Steinbildhauermeister mit dem Prädikat „summa cum laude“. Sein Bruder Uwe lernte das Steinmetzhandwerk im eigenen Betrieb und ist seit 1998 zudem Betriebswirt des Handwerks. Beide stellen einen hohen Anspruch an sich selbst: „Wir haben lange überlegt, ob wir weitermachen wie bisher oder ob es andere Möglichkeiten in unserem Beruf gibt, die unsere Herzen und die unserer Kunden höherschlagen lassen.“
Und sie haben einen neuen Weg gefunden. Sie gelten unter anderem als Pioniere einer besonderen Form der Treppenrenovierung. „Glasfaserverstärkung ermöglicht es, die beliebtesten Natursteine aus aller Welt in nur 8 mm Starke auf Holzstufen, Dielen und sogar auf gerissenen Fliesen oder beschädigten Steinuntergründen zu verlegen. Vorhandene Unebenheiten lassen sich perfekt ausgleichen“, erklärt Uwe Werthebach sein System „Treppe über Treppe“, das gänzlich ohne Abrissarbeiten auskommt. Die neue „alte“ Treppe sei durch das spezielle Fixsystem bereits nach 20 Minuten begehbar. Im modernen Schauraum des Meisterhauses demonstriert Uwe Werthebach die unglaubliche Belastbarkeit des Materials. Nichts passiert, die Platte bricht nicht. Das Geheimnis: Die Glasfaser-Beschichtung unter dem Stein sorgt für Stabilität. Die so behandelten Natursteine importieren die Siegener Spezialisten aus Italien. Dort werden große Steinblocke aus aller Welt für diese Anforderung in dünne Scheiben geschnitten und auf der Unterseite beschichtet. Am beliebtesten ist zurzeit der unverwüstliche Granit oder Basalt – meist in Grautönen. Die beiden Geschäftsführer bedauern dies ein wenig – schließlich stehen rund 30 Steinfarben zur Auswahl. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit der Methode verbirgt sich viel Erfahrung.
„Wir denken, messen und planen wie Ingenieure und verarbeiten Naturstein so millimetergenau wie ein Schreiner Holz – wir sind Naturstein-Schreiner“, erklärt Uwe Werthebach. Möglich ist das nur durch das perfekte Zusammenspiel von Planung, Spezialmaschinen und hochqualifizierten, motivierten Mitarbeitern. Der komplizierte Arbeitsprozess richtet sich nach den individuellen Gegebenheiten bei den Kunden. „Wir scannen vor Ort die Treppe oder die Fußböden in 3D direkt in unseren PC. Aus dem millimetergenauen 3D-Aufmas generieren wir für jedes einzelne Werkstuck die Produktionsdaten.“ Diese technischen Aufgaben übernimmt Dirk Werthebach. Seine Mitarbeiter leisten Präzisionsarbeit: „Jedes Werkstuck wird exakt zugeschnitten – jede Rundung muss bereits beim Verlassen des Betriebes stimmen, um schmutzintensive Zuschnittarbeiten in der Wohnung des Kunden zu vermeiden. Was wir machen, was wir können, geht weit über das übliche Berufsbild hinaus.“ Dennoch sei jeder Beschäftigte komplett geerdet. Im Team arbeiten mehrere Fachkräfte mit Hochschulabschluss, unter anderem ein Wirtschaftsingenieur: „Unseren Mitarbeitern macht unser Weg Spaß, jeden Tag mit eigenen Händen aus Naturstein etwas Besonderes zu schaffen und die zufriedenen Gesichter der Kunden zu sehen. Das ist eine zutiefst befriedigende Arbeit.“ Stolz ist die Firma auch auf ihre Leistung als Ausbildungsbetrieb: „In ganz Nordrhein-Westfalen werden derzeit momentan nur sehr wenige junge Menschen zum Steinmetz ausgebildet – einer davon ist bei uns tätig. Zudem beschäftigen wir einen Umschüler zum Naturwerksteinmechaniker.“
Ein Teil des Betriebes ist dem ursprünglichen Gründungszweck gewidmet – den unter der Marke „Werthebach – Meister für Grabkunst mit Wert“ individuell gefertigten Grabdenkmalen. „Dialog statt Katalog“, bringt Uwe Werthebach seine Philosophie auf den Punkt. Er kann dabei auf seine Menschenkenntnis und seine künstlerische Begabung vertrauen: „Ich unterhalte mich mit den Angehörigen des Verstorbenen und höre intensiv zu. Es geht nicht darum, irgendein nettes Modell zu finden, für das man nach Fertigstellung eine Rechnung schreibt. Mir geht es darum, mich mit meiner Expertise den Hinterbliebenen zu widmen und ein Grabzeichen entstehen zu lassen, in dem sich die Familie wirklich wiederfindet – und das sie gerne aufsucht.“ So etwas funktioniere nicht mit einem Katalog, sondern nur von Mensch zu Mensch. Auf dieser Grundlage entstehen ungewöhnliche, individuelle Grabmale – Gestaltungen, die selbsterklärend Geschichten erzählen und zum Innehalten einladen. Die Kunden stammen inzwischen aus weitem Umkreis. Der prominenteste Auftrag kam im vergangenen Jahr aus Regensburg: Die Siegener restaurierten und ergänzten die Grabstatte der ehemaligen Domkapellmeister Theobald Schrems (gestorben 1963) und Georg Ratzinger (gestorben 2020). Es war eine ehrenvolle Aufgabe, hinter der ein wichtiger Teil der Lebensgeschichte von Uwe Werthebach steht. „Im Alter von neun Jahren wurde ich bei den Regensburger Domspatzen aufgenommen. Ich lebte bis zum Abitur im Domspatzeninternat.“ Es war für ihn eine schöne Zeit – auch wegen der vielen Konzertreisen im In- und Ausland, die er unter dem Dirigat von Domkapellmeister Georg Ratzinger erlebte. Wer mit Uwe Werthebach darüber spricht, spürt die große Verehrung für den Bruder von Papst Benedikt XVI. Deshalb übernahm er diesen Auftrag besonders gern.
Eines der wichtigsten Werkzeuge des Steinmetzbetriebs ist die Nutzung des Internets, der sozialen Netzwerke und weiterer digitaler Möglichkeiten. Wer bei Google etwas über die Herstellung und Renovierung von Treppen mit Naturstein erfahren will, landet schnell auf den Seiten der Siegener. „Wir sind auch auf YouTube unterwegs. Zurzeit drehen wir mehrere neue Videos“, berichtet Uwe Werthebach. Auch bei Houzz.de, einer US-Plattform für Freunde hochwertigen Wohnens, ist das Unternehmen vertreten. Ebenso werden die Profile auf Facebook, Instagram und Pinterest regelmäßig gepflegt. „Das alles ist sehr zeitaufwendig und führt zu einem hohen Arbeitspensum. Aber es macht Spaß und wir erhalten viel positive Resonanz“, resümiert Uwe Werthebach zufrieden.